04 Dec
04Dec

Die Zeit vom 21. November bis am 21. März heisst Kiva in der Tradition, in der ich unterwegs bin.. Genauso wie die Erde kommen auch wir zur Ruhe. Wir schauen zurück auf das Jahr, das war, und lassen in Dankbarkeit alles gehen, womit wir uns identifiziert haben. Wir kommen immer mehr vom Tun ins Sein. Es entsteht ein Raum der Stille, in dem wir über unsere Träume den Botschaften unseres Unbewussten lauschen. Diese verdichten sich mehr und mehr, so dass wir zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling unsere Samen setzen können und bereit sind für einen neuen Zyklus.


Eines meiner liebsten Rituale in der Kiva-Zeit ist das Stäckli-Wickeln. Ich mache es gern nachts im Wald. Ich gehe zu meiner Feuerstelle, bringe Räucherwerk mit und Material für ein grosses Feuer. Dazu verschiedenfarbige Wolle und Bänder (keine Kunstfasern). Und etwas Warmes zum Trinken und Essen.


Ich öffne einen heiligen Raum, wobei ich die Kräfte der vier Himmelsrichtungen sowie der Erde und des Himmels einlade. Dann schichte ich das Feuerholz auf, räuchere mich und entzünde das Feuer.


Ich nehme einen ersten Wollknäuel und beginne am einen Rand des Astes, langsam die Wolle draufzuwickeln. Dabei erinnere ich nach und nach an alle wichtigen Erlebnisse und Erfahrungen, die ich während des vergangenen Jahres gemacht habe. Ich lasse mich alle Emotionen, die mit der Erfahrung verbunden sind, noch einmal spüren: Freude, Liebe, Frust, Trauer, Angst, Ärger, Wut, Scham. Ich wickle diese Gefühle mit der Wolle in meinen Ast. Irgendwann wechsle ich die Farbe oder auch das Material und mache weiter. Jede meiner Erfahrungen hat mich etwas gelehrt. An jeder bin ich gewachsen. Dieses Ritual erinnert mich daran und zeigt mir, wer ich heute bin.


Wenn ich durch das vergangene Jahr zurückgereist bin, halte ich inne. Ich bedanke mich bei den Menschen, die mir auf diesem Weg begegnet sind und bei allen Kräften, die mich unterstützt haben. Dann spreche ich laut aus, was ich heute gehen lassen möchte und übergebe meinen bunten Ast dem Feuer. Danach ist da diese wunderbare Leere. Nichts mehr.


Wenn ich das Ritual zusammen mit anderen Menschen begehe, machen wir eine kurze Runde, bevor wir das Feuer entzünden. Jede*r sagt den Namen und wie mensch gerade hier ist. Dann umwickeln alle in Stille ihren Ast. Gut möglich, dass hier mal jemand lacht, dort mal jemand weint. Es geht jedoch nicht darum, einander die Erfahrungen des Jahres zu erzählen. Erst wenn alle Stöcke verbrannt sind, machen wir eine Runde, in der jede*r sich vom Herzen mitteilen kann.


Dann schliesse wir den heiligen Raum wieder und bedanken uns bei allen Kräften , die uns während des Ritual unterstützt haben. Danach ist Zeit für Trommeln, Singen, Trinken, Essen - bis das Feuer aus und die letzte Glut erloschen ist.


Hast du Lust bekommen, dieses Ritual auch zu machen?

Ich freue mich, wenn du entweder im Kommentarfeld oder per Email deine Erfahrungen mit mir teilst.


Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.